Wie im Kino
Mit der Arbeit „Wie im Kino“ würdige ich das Leben und Wirken von Carl Laemmle – einem Visionär, der nicht nur die Filmgeschichte mitbegründete, sondern auch Menschlichkeit zeigte in einer Zeit, in der viele schwiegen.
Laemmle wurde 1867 in Laupheim geboren und wanderte im Alter von 17 Jahren in die USA aus. Als deutschstämmiger Jude schuf er dort mit der Gründung der Universal Studios nicht nur ein bedeutendes Kapitel der amerikanischen Kinogeschichte, sondern setzte sich bis zu seinem Tod 1939 unermüdlich für die Rettung von jüdischen Familien aus Deutschland ein. Seine Geschichte ist eine Geschichte von Aufbruch, Verantwortung und kultureller Gestaltungskraft.
Die Installation greift diese Aspekte bildlich auf:
Ein alter Leiterwagen steht sinnbildlich für den Moment des Aufbruchs – das Gehen ins Ungewisse, das Packen des Nötigsten, das Zurücklassen von Herkunft und Sicherheit. Auf dem Wagen liegt ein Koffer: Objekt des Reisens, des Neuanfangs, aber auch der Erinnerung. Die Räder des Wagens bestehen aus alten Filmrollen – ein Verweis auf das Medium, das Laemmles Lebensweg prägte und durch das er weltweit Menschen erreichte. Film als Motor, Bewegungsträger, Möglichkeitsraum.
Vor dem Wagen stehen zwei Schnürstiefel. Sie verankern das Bild im Menschlichen: Da war jemand. Jemand ist gegangen. Die Schuhe erzählen von einer konkreten Biografie – und lassen zugleich Raum für viele, die ähnliche Wege gingen oder gehen mussten.
Den Hintergrund der Installation bildet das Foto eines Kinosaals während einer laufenden Filmvorführung. Im abgedunkelten Raum des Publikums sind auf ausgewählten Sitzplätzen ikonische Darsteller:innen aus Laemmles Produktionen zu erkennen. Sie stehen stellvertretend für das Erzählte, das Gespielte, das Bewahrte. Zwischen Fiktion und Realität entsteht ein Moment der Überlagerung: Wer schaut hier wen an? Wer sitzt, wer sieht, wer wird gesehen?
„Wie im Kino“ spielt bewusst mit diesem Wechselspiel zwischen Geschichte und Inszenierung, zwischen realem Schicksal und filmischer Erzählung. Die Installation macht sichtbar, dass Erinnerung kein statisches Archiv ist, sondern ein fortwährender Prozess – ein lebendiger Raum, in dem Geschichte, Empathie und Gegenwart miteinander in Beziehung treten.